Tipp
Die Krise des Imperialismus |
von John WIGHT , 17.07.2007 - bisherige Aufrufe: 377 | |
Profit aus Elend Die Besatzung des Irak durch die USA hat dafür gesorgt, daß das Wort „Imperialismus“ nach einer fast fünf Jahrzehnte dauernden Abwesenheit, die bis zum Ende des zweiten Weltkrieges zurückreicht, wieder in der Alltagssprache aufgetaucht ist. Die militärischen Abenteuer der Vereinigten Staaten in der Zeit danach - vor allem in Korea, Vietnam und Zentralamerika - wurden als Verteidigungsmaßnahmen ausgegeben, als Kampf gegen die Ausbreitung des Kommunismus und die von ihm ausgehende Bedrohung in all ihren bösartigen Manifestationen, insbesondere von nationaler Befreiung, Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit. Die Wahrheit ist, daß der Imperialismus so konstant und allgegenwärtig geblieben ist wie der Wechsel der Jahreszeiten. Das einzige, das sich geändert hat, ist seine Verpackung, was, um James Connolly zu paraphrasieren, als alter Wein in neuen Flaschen beschrieben werden könnte. Die herrschende Klasse der USA fand sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Rolle der neuen imperialistischen Herren der Welt wieder. Als solche erkannte sie schnell, daß die vielfältigen Befreiungsbewegungen, die nach dem Krieg in aller Welt ausbrachen und entschlossen waren, das Joch des Kolonialismus abzuschütteln, anstelle der bislang von den europäischen Mächten angewandten nach neuen Kontroll- und Herrschaftsmethoden verlangten. Als Weltbank und Internationaler Währungsfonds 1944 von einer kleinen Clique von internationalen Finanziers und Bankiers (vor allem Briten und Amerikaner, wobei die Briten mittlerweile ihre neue Rolle als Juniorpartner in der neuen Ordnung der Dinge akzeptierten) in Bretton Woods, New Hampshire gegründet wurden, war es das erklärte Ziel der neuen Institutionen, Europa wieder aufzubauen und die Finanzmärkte nach den Erschütterungen des Zweiten Weltkrieges zu stabilisieren. Im Rahmen dieser Ziele mußten die neuerdings unabhängigen früheren Kolonien der Dritten Welt, die nach und nach ihre Freiheit gewonnen hatten, wieder unterworfen und unter Kontrolle gebracht werden - da sie die Rohstoffe und menschlichen Reserven besaßen, die für die Expansion des neuen globalen Imperiums erforderlich waren. Nach den Verwüstungen durch den Kolonialismus, und nach dem harten Befreiungskampf fanden sich vor allem die Nationen des afrikanischen Kontinents mit kaputten und nicht lebensfähigen Ökonomien wieder, die sie der Gnade der Geier in Gestalt der großen internationalen Banken und Finanzinstitutionen auslieferten. Diese Banken und Institutionen verliehen enorme Summen zu Wucherzinsen, die es der Dritten Welt unmöglich machten, sich gleichzeitig selbst wieder aufzubauen, sich zu entwickeln und die geliehenen Summen zurückzuzahlen. Es kam nur das eine oder das andere in Frage. In der Mitte der 80er Jahre kam es zur Krise, als die Weltbank und der Internationale Währungsfonds einsprangen, um eine drohende Weltwirtschaftskrise aufgrund der faulen Kredite der Dritten Welt abzuwenden, und die Ausstände der großen Privatbanken wie Barclays, Crédit Lyonnais, Chase Manhattan usw. übernahmen, die vor dem Bankrott standen. Dies war ein Schachzug, der den Internationalen Währungsfonds (IWF)und die Weltbank (WB)in eine unanfechtbare Machtposition manövrierte, die sie seitdem niemals wieder aufgegeben haben. Seit jener Zeit wurden annähernd 70 Länder in aller Welt dazu gezwungen, strukturelle Anpassungsprogramme (SAPs) durchzuführen, die von IWF und WB entworfen und entwickelt werden. Diese SAPs haben zum Ziel, die Wirtschaften der betroffenen Ländern zu restrukturieren, damit die Rückzahlung der Hilfen oder Kredite, die von der durch IWF und WB repräsentierten Ersten Welt gewährt wurden, bestmöglich abzuwickeln. Um dies zu erreichen, werden den ohnehin schon strapazierten Ökonomien der betroffenen Länder drastische Sparprogramme auferlegt, die nichts anderes bedeuten, als daß dringend benötigte öffentliche Ausgaben für soziale Programme in Bereichen wie Gesundheit, Erziehung, Verkehr, Landwirtschaft und anderen gestrichen werden. Diese Sparprogramme ebnen den Weg für transnationale Gesellschaften, die stets auf der Suche nach Möglichkeiten sind, Kosten zu reduzieren und Zugang zu billigen Rohstoffquellen zu erhalten, ihre Produktion in diese Länder zu verlagern. Die Menschen, darunter viele Kinder, wandern vom Land zu den Fabriken ab, wo sie gezwungen sind, viele Stunden unter erschreckenden Bedingungen zu Hungerlöhnen zu arbeiten. Dies dient zweierlei Zielen: Es zerstört die landwirtschaftlich ausgerichteten Ökonomien der Dritten Welt, die jetzt ihre Lebensmittel aus der ersten Welt einführen müssen, und es gewährleistet den Abfluß von Reichtum an die transnationalen Konzerne der ersten Welt und ihre internationalen Geldgeber. Der Fall Nigerias ist typisch. Heute liegt die Lebenserwartung in diesem an Erdöl reichen, von Entwicklungshilfe abhängigen Land bei 47 Jahren für Männer und bei 52 Jahren für Frauen. Von einer Bevölkerung von 120 Millionen Menschen leben 89 Millionen von weniger als einem Dollar am Tag - trotz der Tatsache, daß sich im Gebiet des Nigerdeltas große Erdöllager befinden. Ein Kredit des IWF von 12 Milliarden Dollar ist zu einer dauerhaft unbezahlten Schuld von 27 Milliarden Dollar angewachsen. Die Menschen in Nigeria sehen nicht einen einzigen Dollar von dem Wohlstand, den ihr Öl produziert, und der unkontrolliert aus dem Land in die Taschen eines Konsortiums von britischen, holländischen und US-amerikanischen Ölfirmen fließt. Für sie bleibt ein Leben, das auf den täglichen Kampf ums Überleben reduziert ist. Sechs Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben jedes Jahr an Hunger oder vermeidbaren Krankheiten. Dieser jährliche Völkermord an den Kindern der Armen ist das Ergebnis von Vergewaltigung und Diebstahl, den IWF und Weltbank an den Rohstoffen und den Menschen der Dritten Welt im Namen der herrschenden Klassen der ersten Welt begehen. Es ist Imperialismus unter einem anderen Namen, ein Imperialismus mit Schonbezug, der sich als Hilfe verkleidet, dessen wirkliche Ziele aber von denen des offenen Imperialismus, den wir im Irak als militärische Besatzung beobachten, nicht zu unterscheiden sind. Beide sind am Werk, den unersättlichen Appetit der kapitalistischen Mächte des freien Marktes zu nähren. Beide bedeuten Elend und Tod für Millionen Menschen. Beide stellen ein Übel dar, das dem menschlichen Fortschritt im Wege steht. Quelle: http://www.counterpunch.org/wright07052007.html Originalartikel veröffentlicht am 5. Juli Übersetzt von Hergen Matussik, überprüft von Fausto Giudice Über den Autor Hergen Matussik und Fausto Giudice sind Mitglieder von Tlaxcala, dem Übersetzernetzwerk für sprachliche Vielfalt. Diese Übersetzung kann frei verwendet werden unter der Bedingung, daß der Text nicht verändert wird und daß sowohl der Autor, der Übersetzer, der Prüfer als auch die Quelle genannt werden. URL dieses Artikels auf Tlaxcala: http://www.tlaxcala.es/pp.asp?reference=3283&lg=de |
Weiter > |
---|
Definitionsversuch:
...
Henry Ford